Was ist ADHS?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine neurologische Störung, die oft durch Konzentrationsprobleme, Impulsivität und Hyperaktivität charakterisiert wird.
Während ADHS bei Männern meist durch auffälliges Verhalten schnell diagnostiziert wird, zeigen Frauen häufig subtilere und weniger offensichtliche Symptome, die lange unentdeckt bleiben können. Das liegt teilweise daran, dass ADHS bei Frauen oft durch gesellschaftliche Erwartungen verdeckt wird, die sie zwingen, ihre Symptome zu maskieren.
Die Arbeitswelt ist nach wie vor männerdominiert, oder, ich korrigiere, "patriarchisch" angehaucht, weshalb die emotionale Seite der Frauen im Beruf oder im Business als "Schwäche" oder als "unprofessionell" abgetan wird, statt diese Eigenschaft als emotionale Intelligenz zu betrachten.
Privat bekommt man als beiläufige Bemerkung auch oft die Frage "Hast du deine Tage? Wieso bist du so gereizt?" zu hören, wenn eine oder mehrere der unten stehenden Symptome zum Vorschein kommen. Tatsächlich kann man sich selbst auch als Frau nicht einfach vorstellen, dass manche Symptome nicht nur hormonell bedingt sind, sondern direkt mit der Funktionsweise des Gehirns zu tun hat. Ein ADHS-Test gibt dafür mehr Aufschluss, denn die Symptome richtig zuzuordnen kann verwirrend und irreführend sein. Aber wenn du eine Frau bist oder eine Frau kennst, wo du den Verdacht hast, dass ADHS dahinter stecken könnte, dann lies dir diese Symptome durch.
Es genügt sicherlich nicht, dass nur ein oder zwei Symptome zutreffen. Lies, ob es mehrere Symptome gleichzeitig sind, die du hast oder jemand, den du kennst und ob das über einen längeren Zeitraum hindurch so war.
Weniger bekannte Symptome von ADHS bei Frauen
ADHS zeigt sich bei Frauen häufig in Formen, die nicht den typischen Diagnosekriterien wie Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Hpyeraktivität entsprechen. Dabei ist ADHS nur ein Sammelbegriff für das breite Spektrum, wie sich die Symptome mit oder ohne Hyperaktivitätsanteil oder als Mischform zeigen können.
Bei Frauen sind diese typischen Symptome oft nicht sichtbar oder werden anders wahrgenommen, doch wirken sich erheblich auf das Leben der Betroffenen aus.
Hier sind 15 spezifische, weniger offensichtliche Symptome, die Frauen mit ADHS erleben können:
1. Chronische Überforderung 🙀
Frauen mit ADHS fühlen sich oft überwältigt von alltäglichen Aufgaben und haben Schwierigkeiten, Prioritäten zu setzen. Diese ständige Überforderung kann dazu führen, dass sie wichtige Aufgaben aufschieben und unter großem Druck arbeiten.
2. Prokrastination 🎮
Viele Frauen mit ADHS schieben wichtige Aufgaben auf, bis die Zeit knapp wird. Dies führt zu hektischer und ineffizienter Arbeit, was den Stress weiter erhöht.
3. Emotionale Sensibilität und Reizbarkeit 😤
Ein oft übersehenes Symptom ist die extreme emotionale Sensibilität. Frauen mit ADHS reagieren intensiver auf Konflikte und Kritik und neigen zu Stimmungsschwankungen, die als übertrieben wahrgenommen werden.
4. Tagträumen und „Zoning Out“ 🤤
Statt äußerlich hyperaktiv zu sein, driften Frauen mit ADHS oft in Gedanken ab, verlieren den Faden in Gesprächen und wirken abwesend. Dieses „Zoning Out“ wird häufig als Desinteresse oder mangelnde Aufmerksamkeit interpretiert.
5. Perfektionismus 👌
Viele Frauen mit ADHS entwickeln ausgeprägten Perfektionismus, um ihre Unzulänglichkeiten zu kompensieren. Sie setzen sich selbst unter extremen Druck, um die äußeren Erwartungen zu erfüllen, was zu Burnout führen kann.
6. Zeitblindheit ⌛️
ADHS bei Frauen zeigt sich häufig durch ein mangelndes Zeitgefühl. Sie unterschätzen, wie lange Aufgaben dauern, was zu wiederholtem Zuspätkommen oder verpassten Deadlines führt.
7. Soziale Unsicherheiten 🎭
Frauen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, soziale Beziehungen zu pflegen. Sie neigen dazu, Gespräche zu unterbrechen oder sich zurückzuziehen, was zu Missverständnissen führt. Dies kann zu Isolation und einem Gefühl der sozialen Ausgrenzung führen.
8. Impulsivität 🏎️
Obwohl Impulsivität bei Frauen seltener auftritt, äußert sie sich oft in spontanen Entscheidungen, wie unbedachten Einkäufen oder impulsiven Veränderungen im Berufsleben.
9. Hyperfokus 🎧
Während viele Frauen Schwierigkeiten haben, sich auf Aufgaben zu konzentrieren, können sie in bestimmte Themen oder Projekte extrem vertieft sein. Dieser Hyperfokus kann dazu führen, dass andere wichtige Aufgaben vernachlässigt werden.
10. Rejection-Sensitive Dysphoria 🫥
Frauen mit ADHS leiden oft unter einer starken Angst vor Ablehnung. Diese Ablehnungssensibilität führt zu übermäßigen emotionalen Reaktionen, wenn sie das Gefühl haben, kritisiert oder nicht gemocht zu werden.
11. Schlafprobleme 😳
Frauen mit ADHS haben häufig Schwierigkeiten, abends abzuschalten. Ihr Gehirn ist ständig in Bewegung, was es schwierig macht, zur Ruhe zu kommen und gut zu schlafen.
12. Erhöhte Sensibilität gegenüber äußeren Reizen 🤬
Frauen mit ADHS sind oft überempfindlich gegenüber lauten Geräuschen, grellem Licht oder visuellen Reizen. Diese sensorische Überladung kann zu Stress und Erschöpfung führen.
13. Desorganisation
Obwohl viele Frauen mit ADHS Ordnung halten wollen, fällt es ihnen schwer, ihre Umgebung organisiert zu halten. Sie verlieren häufig Gegenstände, vergessen Termine und leben in einem Zustand ständigen Chaos.
14. Vergesslichkeit
Vergesslichkeit ist ein weiteres häufiges Symptom. Frauen mit ADHS verlieren oft persönliche Gegenstände oder vergessen wichtige Termine und Aufgaben.
15. Körperfokussierte Verhaltensweisen
Viele Frauen entwickeln sich wiederholende körperliche Verhaltensweisen, wie Nägelkauen, Hautpicken oder Haarezwirbeln, oft als Stressbewältigungsstrategie.
Warum wird ADHS bei Frauen oft nicht diagnostiziert?
Die Symptome von ADHS bei Frauen sind oft subtiler und weniger offensichtlich als bei Männern. Gesellschaftliche Erwartungen spielen eine Rolle, da Frauen häufig ihre Symptome verstecken, um „funktional“ zu wirken und den äußeren Anforderungen zu entsprechen.
Viele Frauen werden erst spät im Leben diagnostiziert, oft nach einem Burnout oder dem Auftreten von Depressionen und Angststörungen.
Wie bekam ich die Diagnose?
In meinem Fall waren es meine Schlafprobleme, weshalb ich eine Therapeutin aufgesucht hatte. Ich wurde für meine Schlafprobleme einem Psychiater überwiesen und um einen ADHS Verdacht auszuschließen oder zu bestätigen, konnte ich von dort aus zu einer Fachärztin für ADHS weitergeleitet werden, mit der ich den Test durchgeführt habe.
Meine Diagnose ist nicht ADHS mit dem "H", also mit dem Hyperaktivitätsanteil, sondern (der alte Begriff) ADS, also "nur" Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Heute verwendet man für alle Arten die Sammelbezeichnung ADHS - ich schreibe daher manchmal AD(H)S, also das "H" in Klammern.
Fazit
ADHS bei Frauen zeigt sich oft anders als bei Männern und wird deshalb leicht übersehen. Die subtilen Symptome, wie emotionale Sensibilität, Perfektionismus und chronische Überforderung, führen dazu, dass viele Frauen erst spät diagnostiziert werden, weil es auch Ähnlichkeiten mit hormonellen körperlichen und psychischen Reaktionen haben kann.
ADHS ist und soll nicht als "Stempel" oder "Etikette" gesehen werden, sondern als Möglichkeit, die eigenen Schwierigkeiten und Beschwerden beim Namen zu nennen und etwas dagegen zu tun oder damit zu leben.
Es ist wichtig, das Bewusstsein für diese weniger bekannten Anzeichen zu schärfen, damit betroffene Frauen die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Vor allem ist es gut zu wissen, dass manche Reaktionen und Verhaltensweisen keine negativen "Charaktereigenschaften" sind, denn das ist oft der Grund, warum besonders Frauen ihre Symptome versuchen zu maskieren.
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